Platons Höhlengleichnis
oder: Die Erkenntnis der Wahrheit hinter den Dingen
Teil 3: Die Rückkehr in die Höhle -- (»Teil 1 »Teil 2)
Denke dir nun auch folgendes, fuhr ich fort: Wenn so ein Mensch wieder hinunterstiege und sich an seinen alten Platz setzte, dann bekäme er doch seine Augen voll Finsternis, wenn er so plötzlich aus der Sonne käme? - Ja, gewiss, erwiderte er.
Wenn
er dann aber wieder versuchen müsste, im Wettstreit mit denen, die immer
dort gefesselt waren, jene Schatten zu beurteilen, während seine Augen
noch geblendet sind und sich noch nicht wieder umgestellt haben (und
diese Zeit der Umgewöhnung dürfte ziemlich lange dauern), so würde man
ihn gewiss auslachen und von ihm sagen, er komme von seinem Aufstieg mit
verdorbenen Augen zurück und es lohne sich nicht, auch nur
versuchsweise dort hinaufzugehen. Wer aber Hand anlegte, um sie zu
befreien und hinaufzuführen, den würden sie wohl umbringen, wenn sie
nur seiner habhaft werden und ihn töten könnten. - Ja, gewiss, sagte er.
Dieses
ganze Gleichnis, mein lieber Gauklon, fuhr ich fort, musst du nun an das
anknüpfen, was wir vorhin besprochen haben. Die durch das Gesicht uns erscheinende
Region setze dem Wohnen im Gefängnis, und das Licht des Feuers in ihr
der Kraft der Sonne gleich. Und wenn du nun den Aufstieg und die
Betrachtung der Dinge dort oben für den Aufstieg der Seele in den Raum
des Einsehbaren nimmst, so wirst du meine Ahnung nicht verfehlen, die
du doch zu hören wünschest. Gott aber mag wissen, ob sie richtig ist.
Meine
Ansicht darüber geht jedenfalls dahin, dass unter dem Erkennbaren als
letztes und nur mit Mühe die Idee des Guten gesehen wird hat man sie
aber gesehen, so muss man die Überlegung anstellen, dass sie für alles
die Urheberin alles Richtigen und Schönen ist. Denn im Sichtbaren
bringt sie das Licht und seinen Herrn hervor im Einsehbaren aber
verleiht sie selbst als Herrin Wahrheit und Einsicht. Sie muss man
erblickt haben, wenn man für sich oder im öffentlichen Leben vernünftig
handeln will. - Ich bin derselben Ansicht, sagte er, soweit ich zu
folgen vermag!
Originaltext in Übersetzung: »Platon, Politeia
(Bildquelle: Plato, Ausschnitt aus " The School of Athens" , Raffaello Sanzio, commons.wikimedia.org)
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